Kann eine Sonntagsmesse wichtiger sein als Olympiagold?
Beim GetStrong-Wochenende des Regnum Christi in Wilhering (OÖ) erfuhren die Jungen was Vorbilder ausmacht.
Ein Vorbild für andere sein, darunter kann man sich etwas vorstellen. Aber sein Leben für andere hingeben, Menschen in Liebe dienen oder mutig für den Glauben einstehen, das ist schon schwieriger. Kein einfaches Thema, mit dem sich eine Gruppe Jungen beim GetStrong-Wochenende in Wilhering/Oberösterreich befasste. Dabei ging es u.a. um Persönlichkeiten in der Geschichte, die in schwierigen Zeiten und Situationen Vorbilder waren und treu zu Jesus standen – nicht nur dann, wenn es einfach und bequem war.
Gottesdienst statt Olympiagold
„Ich finde es generell sehr interessant, wenn jemand für seine Überzeugung einsteht und dafür möglicherweise sogar sein Leben gibt“, meint Joachim. „Ich habe an diesem Wochenende sicher etwas dazugelernt. Dass ein Sportler ein extrem wichtiges Rennen für eine Sonntagsmesse sausen lässt, hat mich sehr überrascht, denn eine hl. Messe gibt es jeden Sonntag. Ich bewundere jedenfalls seine Liebe zu Gott und zur Kirche.“
Joachim spricht eines von mehreren Beispielen an, die Pater Leonhard Maier LC und Coworker Davide Forti unter dem Titel „Egoismus oder Liebe?“ schilderten. Von Eric Liddell zum Beispiel, jenem Spitzensportler, der als Top-Favorit bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris darauf verzichtete, am Sonntagvormittag beim 100-Meter-Vorlauf anzutreten, weil ihm als Christ der Gottesdienst wichtiger war. Ein paar Tage später gewann er völlig überraschend die 400-Meter-Distanz in der Weltrekordzeit von 47,6 Sekunden. Neben Gold erreichte er auch noch Bronze im 200-Meter-Lauf. Ab 1925 wirkte er als Missionar in China. „Ein solches Beispiel ermutigt mich, zu meinen Überzeugungen als Christ zu stehen“, meint Joachim. Das sei zwar nicht immer einfach, aber es zahle sich aus.
Tobias ist voll der Bewunderung für den Sportler: „Unglaublich, heute würde keiner mehr wegen einer Sonntagsmesse auf einen Start verzichten. Auch ich käme nicht auf diese Idee: Du bist der Beste und könntest alles haben. Und sagst nein, weil du lieber in die Messe gehen willst. Und dann geschieht ein paar Tage später mit dem Weltrekord ein Wunder. Der Läufer wird für seinen Mut als Christ belohnt.“
Mit Gottvertrauen gegen Widerstände
Julian (16) ist vom Mut der Geschwister Hans und Sophie Scholl angetan. „Mutig ist man, wenn es für etwas eine Überwindung braucht und man dabei ein Risiko eingeht.“ Die Geschwister Scholl verteilten in München als Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ Flugblätter gegen die Diktatur Hitlers. Sie wurden verhaftet und noch am selben Tag enthauptet. Sophies Aufzeichnungen spiegeln das Bild einer jungen Frau mit tiefem Glauben wider.
Auch Tobias zeigt sich von den Geschwistern beeindruckt. „Für einen solchen Weg braucht es einen ganz starken Glauben und ein großes Gottvertrauen.“ In schwierigen Situationen und Ängsten vertraue auch er sich immer öfter dem Herrn an und habe die Erfahrung gemacht: „Gott hilft mir!“ Auch sei er als einer, der zum Glauben stehe, mit Widerständen oder Spötteleien konfrontiert, ebenso sein Ministranten-Freund, dem er in solchen Situationen schon öfters zu Hilfe gekommen sei.
Für Samuel ist es wichtig, „sich nicht einschüchtern zu lassen, wenn man eine andere Meinung vertritt und das auch sagt, was man denkt. Es ist nicht immer leicht, über den Glauben zu reden, aber ich sage einfach, dass ich an Jesus glaube.“
Der Egoist und der Liebende
Pater Leonhard ging in der Predigt auf Unterschiede zwischen einer egoistischen und einer hingebungsvollen, liebenden Einstellung ein. Wenn jemand nur um sich kreise, mache ihn das unsicher. Wenn jemand anderen diene und sich für sie einsetze, sei Selbstsicherheit die Folge. „Auch die Demut macht mich selbstsicher. Denn ich bekomme so viel Hilfe von Jesus, sodass ich gelassen reagieren und ruhig bleiben kann, wenn ich beleidigt und gemobbt werde. Ich kann auch den lieben, der mich angreift.“ Und: „Wir brauchen gute Vorbilder, das größte ist Jesus Christus.“
Der erste Vorwärtssalto
Was wäre ein ECYD-/GetStrong-Wochenende ohne Action? Abseits der herausfordernden Lebensgeschichten und Themen war die Zeit in einer Trampolinhalle ein absolutes Highlight. „Viele Burschen waren dort so richtig in ihrem Element und flogen förmlich in den Trampolin-Himmel“, freut sich Pater Leonhard. Das trifft beispielsweise auf Josef zu. „Das war richtig cool, ich habe dort den Vorwärtssalto zum ersten Mal geschafft!“ Action ist aber bei weitem nicht alles, was für ihn als Einsteiger ein Wochenende ausmacht: „Ich lerne viel über den Glauben. Ich treffe dort Freunde.“ Und: „Die Stiftskirche in Wilhering ist so schön, das werde ich nie vergessen.“
Für Samuel zählt neben all der Action auch, „dass man Jesus begegnen kann, besonders in der Anbetung. Das ist vor allem dann sehr schön, wenn jemand einen kleinen Impuls dazu gibt.“