Freiheit hat viele Dimensionen
Das fränkische GetStrong-Team besuchte im Februar die Missionarinnen der Nächstenliebe in Frankfurt am Main
Die 20 Teilnehmer trafen sich mit P. Martin Baranowski LC und Br. Johannes Paul Jäger LC am Frankfurter Flughafen und starteten gleich mit einer zweistündigen Rundfahrt über das Rollfeld, vorbei an den verschiedenen Einrichtungen des Fraports. Hier wird die durch die moderne Luftfahrt erlangte Bewegungsfreiheit deutlich: Flugzeuge aus Kanada, USA, China, Vietnam, Russland, Island, Iran, Südafrika und den Emiraten sind Boten der weiten Welt. Über 100 Fluggesellschaften bringen mit täglich 715 Starts und ebenso vielen Landungen jährlich über 70 Millionen Fluggäste an 311 Flugziele. 81.000 Mitarbeiter und 3.000 Polizisten stehen mit 20.000 Fahrzeugen im Dienst dieser Freiheit. Jeder Start erinnert in gewisser Weise an den Song von Reinhard Mey: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen sagt man blieben darunter verborgen. Und dann würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“
Freiheit im Glauben
Bei der hl. Messe in der Flughafenkapelle gab es dann Zeit zur Reflexion und zum Gebet. „Jeder von euch gleicht in gewisser Weise einem großen Flugzeug“, meinte Jugendseelsorger P. Martin, „ihr seid nicht dazu bestimmt, immer am Boden zu bleiben, sondern der Glaube erlaubt euch, höhere Ziele anzustreben und dabei auch vielen Menschen einen Dienst zu erweisen. Wie das Flugzeug Kerosin braucht, um sich in die Lüfte erheben zu können, so haben wir die Eucharistie als Kraftquelle für unser Leben.“
Wie der Glaube auch den Flughafen prägt, erläuterte Flughafenseelsorger P. Heinz Goldkuhle SAC im anschließenden Gespräch. Der Pallotinerpater ist seit fünf Jahren Pfarrer am Fraport und berichtete von den vielfältigen Aufgaben, wie Kirche dort wahrnimmt: Zunächst die Seelsorge für Reisende und Mitarbeiter: Beichten, Begleitung von Wiedersehensfreude und Abschiedsschmerz, Aufnahme von Gestrandeten und Menschen in Notlagen. „Ein wichtiges Feld ist die Abschiebungsbeobachtung: Hier ist die Flughafenseelsorge ein wichtiges Fenster der Öffentlichkeit in einem nichtöffentlichen Bereich.“ Auch um Flüchtlinge sowie um rund 300 Obdachlose, die auf dem Flughafen leben, kümmert sich der Priester. Sein Rat an die jungen Besucher aus der Alltagserfahrung: „Lernt Sprachen!“
Freiheit des Dienens
Eine ganz neue Erfahrung von Freiheit erwartete die Gruppe beim Besuch der Missionarinnen der Nächstenliebe, die in der Frankfurter Pfarrei St. Antonius ein Zuhause gefunden haben. Drei Schwestern begrüßten die Gruppe und versorgten sie zunächst liebevoll mit einer kleinen Stärkung. Anschließend erzählten die aus Polen stammende Schwester Gabriele sowie ihre beiden Mitschwestern aus Indien von ihrem Leben und ihrer Arbeit: „Der Tag beginnt schon um 4.45 Uhr mit einem gemeinsamen Morgengebet und persönlichen Morgenbetrachtung in der kleinen Hauskapelle: Dort finden wir die Kraft für unser Wirken.“
Die Schwestern wollen die Liebe Christi erfahrbar machen und zeigen diese Liebe sowohl den Obdachlosen und Drogenabhängigen im nahe gelegenen Bahnhofsviertel als auch alten und einsamen Menschen, die keine Bezugspersonen mehr haben. „Meist werden die Menschen materiell gut versorgt aber eine schreckliche Armut ist die Einsamkeit. Wir versuchen zuzuhören, zu begleiten und für diese Menschen zu beten.“
Obwohl es sich dabei oft auch um Kriminelle und Kranke handelt, haben die drei Schwestern keine Angst: „Uns ist noch nie etwas passiert, und selbst von den rauesten Typen werden wir immer sehr respektvoll behandelt.“ Zum Abschluss erhielten die Jungen ein Bild mit Reliquien der hl. Mutter Teresa sowie einen kleinen Zettel, auf den ein Name eines Menschen gekritzelt ist, den die Schwestern betreuen: „Für den sollt ihr beten.“ Dies geschah dann auch in der gemeinsamen Anbetung. Dafür riet Schwester Gabriel den Jungen: „Dankt und betet besonders für eure Eltern. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie viel ihr ihnen zu verdanken habt.“
Bedeutung von Freiheit
Nach dem Abendessen erwartete die Gruppe noch eine Stadtrallye, die Teamleiter Joachim Fuhr entworfen hat. Er führte die Teams zur Paulskirche, in der im 19. Jh. das erste gewählte deutsche Parlament tagte. Was bedeutet es für uns, in Freiheit zu leben? „Jeden Tag wachen wir im Unterschied zu anderen gleichaltrigen Kindern in einem Land auf, wo wir keine Angst vor Unterdrückung, Krieg oder anderen schlimmen Dingen haben müssen. Stattdessen können wir uns frei bewegen, uns in der Gesellschaft und Politik engagieren und sind frei in unserer Lebensgestaltung.“
Der Dom St. Bartholomäus steht für Frieden, weil in dessen Wahlkapelle nach dem Beschluss der Goldenen Bulle 1356 die sieben Kurfürsten den deutschen Kaiser wählten und damit Bürgerkriege vermieden werden konnten. Auf dem weiteren Weg sahen die Teams nun die Skyline von Frankfurt mit seinen Wolkenkratzern. Nicht umsonst wird Frankfurt in Anlehnung an den berühmten New Yorker Stadtteil Manhattan auch „Mainhatten“ genannt. „So viele Büros, so viele Anzugträger/innen, so viel Erfolg. Doch für was arbeiten all diese Menschen? Macht das alles wirklich glücklich? Trügt nicht manchmal der Schein? Wirklich frei ist der der gibt, der einen positiven Beitrag in seinem Umfeld leistet. Wirklich frei ist derjenige, der sich für das Gute einsetzt. Was kannst du in deinem Alltag Gutes tun?“, reflektiert Joachim im seinem Team.
Freiheit konkret
Den Abschlussimpuls am Sonntag hielt Student Andreas Egervari. Er erzählte von seinem persönlichen Weg zum Glauben und zum Sinn des Lebens – besonders, wie ihn die Erfahrung als Coworker in der Slowakei und den USA auf seinem persönlichen Weg gestärkt hat. Sich auf das Abenteuer Gottes einzulassen, dazu ermutigte auch das Sonntagsevangelium vom wunderbaren Fischfang, das bei der Abschlussmesse verkündet und betrachtet wurde. Während der hl. Messe peitschten Sturm und Regen um die Schönstattkapelle. „Da habe ich mich richtig wohl und gut behütet gefühlt“, gesteht Viktor bei der Abschlussrunde. Teamleiter Michael Lorey zeigt sich zufrieden: „Ich freue mich, dass sich auch die sieben Erstteilnehmer gut in die Gruppe eingefunden haben. Persönlich hat mich die Anbetung mit den Schwestern besonders beeindruckt. Das, was die für die Menschen tun, zeigt, dass der Glaube stark und freimacht.“