Aus der Geschichte lernen
Rund 30 Teilnehmer des fränkischen GetStrong-Teams trafen sich Anfang Februar in Gaukönigshofen und setzten sich mit dem Thema Freiheit und Geschichte auseinander.
Am Vormittag beschäftigen sich die Jungs in Kleingruppen mit der Geschichte der großen Diktaturen des 20. Jahrhunderts als ein negatives Beispiel für eine Missachtung der Freiheit. „Keine Meinungs- und Pressefreiheit, Überwachung und Bespitzelung, ungerechtfertigte Verhaftungen und Morde sind Ausdrucksformen von Diktaturen“, erzählte P. Martin Baranowski LC den Teilnehmern. „Dennoch gab es in diesen Zeiten beeindruckende Persönlichkeiten, die aus dem Glauben heraus Widerstand geleistet haben“, führte er weiter aus.
Kriegsverweigerer aus Glaubensgründen
Franz Jägerstätter wurde 1907 als Kind einer Bauernmagd in Oberösterreich geboren.
Die negativen Erfahrungen beim Militär, die Euthanasiemorde des NS-Regimes, von denen er um diese Zeit erfuhr, und die Verfolgung der katholischen Kirche durch die Nationalsozialisten festigten seinen Entschluss, den Kriegsdienst zu verweigern. Er wurde am 9. August 1943 hingerichtet.
Verbreitung von Flugblättern gegen den Krieg
Die Geschwister Hans und Sophie Scholl waren Mitglieder der „Weißen Rose“, einer studentischen Widerstandsgruppe, die Flugblätter gegen den Krieg und den Nationalsozialismus verteilten. Der Hausmeister der Münchner Universität ertappte sie bei Auslegen der Flugblätter und verriet sie an die Gestapo. Bereits vier Tage später wurden sie hingerichtet. Sie gelten seit der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart als bedeutende Symbolgestalten eines an humanistischen Werten orientierten Widerstands innerhalb Deutschlands gegen NS-Regime.
Die Mauer als Symbol des Kalten Krieges
Nach dem Zweiten Weltkrieg teilte sich Deutschland in die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und in die Bundesrepublik Deutschland (BRD). Die DDR hatte als Staatsideologie den Marxismus-Leninismus zu Grunde. Die Grenze zwischen den beiden Republiken wurde streng verteidigt, der Bau der Berliner Mauer, die Ost-und Westberlin trennte, galt als letzte Aktion der Teilung und war ein markantes Symbol der Konflikte im Kalten Krieg zwischen den von den USA dominierten Westmächten und dem Ostblock unter der Führung der Sowjetunion. Sie diente dazu, den Flüchtlingsstrom aus dem Osten zu verhindern. „Die Unfreiheit durch den Kommunismus drangen sehr weit in das persönliche Leben ein“, erzählte P. Martin. „So durften katholische Jugendliche kein Abitur machen, denn Glauben und Kirche wurden als dumm und rückschrittlich bezeichnet.“ Kirchen wurden zerstört, Priester und Bischöfe verhaftet.
Einsatz für die Freiheit
Friedensgebete und Montagsdemonstrationen wurden organisiert, heimlich Messe gelesen und Kinder getauft. Kardinal Mindszenty trat öffentlich gegen Ungerechtigkeiten auf und war Symbolfigur des Widerstandes gegen den Kommunismus in Ungarn. Papst Johannes Paul II rüttelte in insgesamt neun Besuchen sein Heimatland auf, machte den Menschen Mut, der Wahrheit statt der Lüge zu dienen, und stärkte ihre Ausdauer, Selbstbewußtsein und Selbstverantwortung.
Freiheit erfahren
Die Freiheit ist demnach nicht nur ein Fehlen von Zwang und Unterdrückung, sondern sie verwirklicht sich im Tun des Guten, das immer wieder neu eingeübt werden muss. Dazu bot das Wochenende zahlreiche Gelegenheiten des Dienstes, der Rücksichtnahme und Einsatzbereitschaft. Der Besuch der Trampolinhalle forderte von den Teilnehmern auch Mut, Gemeinschaftsgeist und Ausdauer gefragt. Bei der abendlichen Anbetung nutzen viele Teilnehmer das Angebot, das Sakrament der Versöhnung zu empfangen: „Ich war seit meiner Erstkommunion nicht mehr beichten“, berichtete ein Teilnehmer bei der Abschlussrunde, „das war richtig befreiend.“
Einen Einblick in die zerstörerische Kraft von Waffen bot der Gruppe das Museum für Zivil- und Wehrtechnik in Uffenheim. Auch im persönlichen Leben werden Regeln, Süchte und Zwänge immer wieder als freiheitshindernd erfahren. „Jeder Mensch braucht ein Ziel und Ideal, das ihn antreibt und herausfordert“, meint Teamleiter Michel Lorey.
Weg der Jüngerschaft
Die Sonntagsmesse gestaltete die Gruppe in der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Acholshausen mit Musik, Ministantendienst und Fürbitten. Wie christlicher Glaube vom Taufschein zu einer persönlichen Freundschaft und Jüngerschaft und damit zu einem Weg der Freiheit werden kann, erläuterte Jugendseelsorger P. Martin Baranowski LC bei der Auslegung des Evangeliums vom wunderbaren Fischfang (vgl. Lk 5,1-11): „Jesus kommt zu Simon, ohne eingeladen oder gefragt zu sein, und er erscheint zunächst mal unter dem Aspekt der Forderung: Er braucht sein Boot für seine Lehre. Das ist für Simon unangenehm, weil er die ganze Nacht gearbeitet hat und sich nun erst mal ausruhen möchte. So kommt der Herr auch oft in unser Leben: Die meisten wurden getauft, ohne gefragt zu werden, und sind erst mal katholisch aufgewachsen, ohne sich dagegen wehren können. Vielen erscheint der Glaube zunächst einmal als Forderung, nämlich sonntags zur Messe zu gehen, obwohl man lieber ausschlafen würde sowie Gebote zu halten, die zunächst nicht sehr attraktiv sind. Sowohl beim Fischer Simon als auch bei uns ist das so, aber es soll nicht so bleiben.“
Die Predigt haben wir für Sie in unserer Mediathek hinterlegt.