Über den eigenen Schatten springen
Unter diesem Motto kamen vom 1. bis 2. Dezember insgesamt 45 Jungen zum GetStrong-Adventstreffen im Allgäu.
Ein Vormittag für ein ganzes Jahr
Wie bereits in den vergangenen vier Jahren engagierte sich das GetStrong-Team am Vormittag bei der „Aktion Kilo“. Gerade die zahlreichen Erstteilnehmer erfuhren dabei hautnah, was es bedeutet, über den eigenen Schatten zu springen, um anderen zu helfen – das Thema des Wochenendes.
„Ich musste mich immer wieder überwinden, um auf die Leute zuzugehen und sie anzusprechen aber dann habe ich mich sehr gefreut, wenn sie etwas gegeben haben“, beschrieb ein Zehnjähriger sein Wechselbad der Gefühle. Die Menschen reagierten sehr unterschiedlich auf die Einladung, ein Kilo mehr haltbare Lebensmitteln für Bedürftige zu spenden: Manche gingen gleichgültig weiter, andere versuchten zu erklären, warum sie nicht spenden möchten und wieder andere unterstützen die „Aktion Kilo“ voller Begeisterung. „Eigentlich bitten wir die Leute nicht um einen Gefallen, sondern beschenken sie, indem wir sie einladen, großzügig zu sein. Niemand gab uns etwas, ohne dabei zu lächeln. Ich finde, Großzügigkeit macht glücklich“, berichtet ein Teilnehmer.
Erschöpft aber auch zufrieden lieferten die Jungen gegen Mittag ca. 1,7 Tonnen an haltbaren Lebensmitten bei der Wärmestube des Roten Kreuzes in Kempten ab. Dort finden v.a. Obdachlose, psychischen Kranke und von Altersarmut Betroffene täglich eine warme Mahlzeit und ein offenes Ohr. „Jetzt sind unsere Vorratskammern wieder voll“, freut sich Köchin Alex, „und damit haben wir Mehl, Zucker und Nudeln für ein ganzes Jahr.“
Trampolin und Gott
Als kleine Belohnung für den Einsatz stand im Anschluss der Besuch einer Trampolinhalle auf dem Programm. „Dabei kann man sich vorstellen, wie die Gnade Gottes wirkt“, meinte Jugendseelsorger P. Martin Baranowski schmunzelnd. „Wie beim Trampolin das Springen zwar unerlässlich aber die erreichte Höhe unvergleichlich größer ist, so möchte Gott auch unser Bemühen, aber die Gnade Gottes schenkt der menschlichen Anstrengung eine vollkommen disproportionale Wirkung.“ Wenn gesagt wird, jemand solle über den eigenen Schatten springen, bedeutet dies oft, sich zu überwinden, etwas tun, was man sonst nie oder nicht so leicht tun würde. Das ist auch im christlichen Leben oft nötig, wenn es im Alltag ums Gebet, Geduld, Nächstenliebe oder Einsatz im Apostolat geht.
Mit Gott über Mauern springen
Beim gemeinsamen Adventsgottesdienst fiel auf: Genau genommen ist das gar nicht möglich, über den eigenen Schatten zu springen. So zeigt der Advent wie ein Zeitraffer der ganzen Heilsgeschichte: Die Menschen brauchen einen Erlöser, weil es niemand allein schafft. Die Bibel berichtet ungeschönt von den Schwächen ihrer „Helden“: Noach war betrunken, Abraham alt, Jakob ein Lügner, Josef wurde missbraucht, Moses hat jemanden umgebracht, David war ein Ehebrecher, Eliah hatte Selbstmordgedanken, Ijob ging pleite, Petrus hat den Herrn verraten, Thomas war ungläubig, Paulus verfolgte die Kirche. Doch darf die Erfahrung der eigenen Schwäche nicht entmutigen, sondern soll die Erwartung und Sehnsucht wachsen lassen.
Christus ist immer bei uns Menschen, gerade deshalb, weil wir es nicht aus eigener Kraft schaffen, und er kommt zu uns, weil wir ihn brauchen. Betlehem heißt übersetzt „Haus des Brotes“. Das Kommen Gottes in unsere Welt, das wir zu Weihnachten feiern, erleben wir sakramental in jeder heiligen Messe: Jesus kommt zu uns, wird der Immanuel, d.h. „Gott ist mit uns“ und stärkt uns mit seiner Gegenwart und seiner Gnade. Und auch als Christen haben wir eine Sendung, die rein menschliche Kräfte übersteigt, aber mit Gott möglich wird: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ (Ps 18,30). Zu Vorbereitung auf das Weihnachtsfest erhielten die Teilnehmer einen geistlichen Adventskalender für ihre Familien sowie einen Rosenkranz, den Teamleiter Johannes Reichlmair erklärte und aus eigener Erfahrung empfahl.